Vor einiger Zeit beschäftigte ich mich mal wieder mit meinen Werten und stellte mir die Frage, was passiert, wenn ich diese nicht ausleben kann. Einer meiner Werte war dabei Menschen inspirieren zu können. Sie ermutigen zu können, Neues und anderes, bisher nicht Gedachtes zu wagen.
Mir fiel dabei auf, dass ich in einem Bereich meines Lebens diesen Wert seit langer Zeit vergebens versuchte einzubringen und Menschen einfach nicht bereit waren, inspiriert zu werden von mir, oder – was wohl eher der Fall war – meine Art von Inspiration nicht wirklich ankam. Sie wurde vielleicht eher als herausfordernd und übermütig, vielleicht blauäugig und unpassend angesehen. Die Situation frustrierte mich damals sehr und nahm mir die Freude Menschen in meinem Umfeld generell zu inspirieren.
Nach weiterem Nachdenken merkte ich jedoch: So wie in dem Zitat oben sollte Inspiration als etwas natürlich Hervorsprießendes gesehen werden. Das heißt aber auch, dass der Gärtner wissen muss, welche Rahmenbedingungen die verschiedenen Pflanzen in seinem Garten brauchen, um optimal und von selbst zu wachsen. Mut und Neues wagen sieht bei jedem anders aus und braucht als “guten Boden“ eine Umgebung des Vertrauens, um sich überhaupt zu wagen, mutig erste Schritte zu gehen. Diese Voraussetzung sollte vor allen Bemühungen bedacht werden.
In der oben angesprochenen Situation musste ich also erkennen, dass ich den falschen „Dünger“ nutzte, um zum Vorwärtskommen zu inspirieren und dass ich drücken und ziehen wollte, um die “Pflanzen” schneller wachsen zu lassen.
Aber es hilft keine Einheitsschablone und kein Schieben: Jeder Mensch tickt anders und kann sich nur selber zu neuen Schritten entschließen. Diese Einsicht hilft mir im Coaching, nicht ins Kategorisieren zu verfallen, sondern Menschen immer wieder individuell zu betrachten. Das kostet zwar mehr Zeit, aber bringt auf lange Sicht auch hundertfältig mehr “Frucht“ hervor, als eine Schablone von (z.B. agilen) Methoden blind aufzuerlegen.
Erfolgreich inspiriert heißt ins unternehmerische Umfeld übersetzt: Ich kreiere eine höhere Mitarbeiterbindung, höhere Produktivität, schnellere „time to market“ durch schnellere Entscheidungen und ein starkes Employer wie auch Employee Branding. Und das Gute dabei ist: Einmal inspiriert läuft diese Inspirationswelle ganz allein durch das ganze Team, die Abteilung und die ganze Organisation. Das Feuer ist entfacht, herzlichen Glückwunsch! Nun braucht es nur noch das Erhalten der Rahmenbedingung inspirierender Arbeit.
Wissen Sie, wie Sie die manchmal feinen Pflänzchen in Ihrer Umgebung zu Großem inspirieren können? Und auf der anderen Seite: Vertrauen Sie Menschen in Ihrem Umfeld genug, um sich von ihnen inspirieren zu lassen? Was fehlt Ihnen dafür?
Ihr Tim Seefeld