Morgen früh. Es hat noch Nebelschwaden über dem See. Mit dem Kaffe neben mir auf dem Schreibtisch, starte ich meinen Computer um meine Emails zu checken. “Meine Kräfte so einteilen können, dass Energie übrigbleibt für das Privatleben. Ich will wieder einmal etwas unternehmen, das mir so richtig Spass macht.” Mit diesen Worten beschreibt eine Kundin ihr Thema für eine anstehende Coaching Session. Tönt bekannt. Höre ich oft. Und macht mich in diesem Moment gerade selbst sehr betroffen. Denn diese Situation kenne ich aus meinem vollen Arbeits- und Mutteralltag nur allzu gut.
Allzeit bereit – allzeit erfolgreich – voller Einsatz mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Wohin ich auch schaue – wir sind eine vielseitig interessierte, engagierte und aktive Gesellschaft von Gewinnern. Jedenfalls präsentiert sich uns die Welt auf diese Art auf Facebook, in den Medien, der Werbung, den Jobinseraten… Diese Lebenseinstellung haben wir verinnerlicht. So geben wir überall dort, wo wir uns engagieren, einen mindestens 100%-igen Einsatz. Und die Schauplätze sind nicht wenige: Arbeit, Sport, Freunde, Familie, Hobbies, Projekte, Voluntärarbeit…. you name it.
Egal wo ich mich mit Menschen unterhalte, ob in den Teppichetagen mit Führungskräften oder Mamis auf den Spielplätzen, der Grundtenor ist stets der gleiche: das Leben ist schnell, spannend, abwechslugnsreich, vollgepackt mit lauter wichtigen und tollen Dingen. Doch die nicht enden wollende Aneinanderreihung von Möglichkeiten und Aktivitäten löst kaum mehr ungetrübte Freude aus, sondern wird als Druck empfunden. Was läuft hier falsch? Die Antwort ist weder einfach noch für jeden gleich. Jedes Mal wenn ich im Coaching mit einem Coachee nach neuen Wegen für mehr Energie, Freude und Genuss im Leben suche, stellt sich mir die Frage auch selbst. Denn auch ich sehe oft vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Und so entscheide ich mich heute in der Vorbereitung auf das anstehende Coaching:
In Zukunft werde ich an meinen Arbeitstagen meinen Kaffe nicht mehr während des Email-lesens trinken, sondern mit Blick über den See, den Nebelschwaden folgend, welche nun in den nächsten Wochen immer öfters die kühler werdenden Herbsttage ankünden werden. So wird mein Morgenkaffe wieder zu einem Genuss-volleren Moment und der Herbst zu einer freudigen Angelegenheit! Die Agenda und die Verantwortungen werden dadurch zwar nicht kleiner, aber ich trainiere mich in bewusstem Genuss und einer kurzen Zeit des Innehaltens. Das tut mir gut – ist nur für mich – und unterbricht für einen kurzen Moment die Hektik des Alltags.
Also ich finde den Blogeintrag ERSTE SAHNE! 🙂