“Wer sich nie unsicher fühlt hat einen mangelnden Realitätssinn” Nathalie Knapp

Die “Realität” im 21. Jahrhundert hat einen schweren Stand. Es gibt so viele Stimmen und Gruppierungen, die ein großes Interesse haben, “Realität” für sich zu definieren. Und das hängt zusammen mit einer Welt, die an Komplexität reichlich zugenommen hat. Nathalie Knapp ermutigt, einen anderen Weg zu wählen. Mit ihr wird das Gefühl von Unsicherheit rehabilitiert. Damit meint sie die Bereitschaft, Ungelöstes in der Schwebe halten zu können, Problemsituationen nicht gleich mit Antworten zuzuschütten. Es geht darum, sich neu überraschen zu lassen.

Ich folge einer Suchbewegung und trete in Beziehung. Ich gehe in den lebendigen Austausch mit anderen, um die verschiedenen Positionen zu verstehen. Ich taste mich nicht-wissend voran. Und was auch immer mich in diesem Austauschprozess lebendiger und aufmerksamer werden lässt, weist in eine Richtung, die der „Realität“ des jeweiligen Themas angemessen ist. Und ich glaube, dass es eher um so etwas wie einen gemeinsamen Verstehens-Prozess geht. Die Realität selbst bleibt ohnehin unscharf. Ich darf also – trotz aller angeeigneten Professionalität – das Gefühl von Unsicherheit „mutig“ zulassen.

Thomas Röthemeier