Bei meinem letzten Männerwochenende in Sankt Peter Ording mit meinem Studienfreund Johannes erzähle ich ihm von der anstehenden Operation einer nahen Verwandten, bei welcher möglicherweise festgestellt wird, dass die Diagnose Krebs ist. Während ich spreche, fühle ich mich hilflos und komme an meine Ängste. Wortlos gehen wir eine ganze Weile durch das Watt und hinterlassen unsere Spuren im Sand. In dieser Situation kommt mir Hiob in den Sinn, der in seinem Elend von 3 Freunden besucht wird, welche sich neben ihn setzen und 7 Tage und 7 Nächte einfach nur bei ihm sitzen, ohne ein Wort zu sprechen.  Am Ende unserer Wattwanderung geht es mir besser, weil Johannes da war und zugehört hat – ohne den Versuch zu unternehmen, die Situation erklären zu wollen oder eine Lösung zu finden.

Manchmal ist es heilsam, einfach nur da zu sein. Ohne große Worte und Versuche des Tröstens.

 

Thorsten Leiner